MUSEUM TINGUELY BASEL
«Jazz at the Museum»

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Das Hülsmann-Quartet – für das sie ihr seit rund zwanzig Jahren eingespieltes Trio mit Bassist Marc Muellbauer und Schlagzeuger Heinrich Köbberling um den Tenorsaxophonisten Uli Kempendorff erweiterte – hatte Julia Hülsmann 2019 auf dem ECM-Album «Not Far From Here» vorgestellt. Auf dem letzten Album «The Next Door» zeigt das Ensemble, das es bei seinen ausgiebigen Tourneen noch enger zusammengewachsen ist. Die Interaktionen der vier haben dadurch an Intensität, aber auch Freiheit gewonnen. Der Guardian nannte das Debüt des Quartets wegen «seiner unaufdringlichen Neuerfindung des Vertrauten und coolen Virtuosität» ein «herausragendes Album» und sprach von «cleverer, durchdachter, neugieriger zeitgenössischer Jazzmusik». Diese Tugenden wurden auf dem zweiten Album des Quartets weiter verfeinert. Im Mai 25 präsentiert die First Lady des German Jazz ihre neue ECM CD.


Alvaro Ocón Ocón (trumpet) | Joshua Schofield (alto) | Fernando Brox Merlo (flute) | Noé Sécula (piano) | Larry Grenadier (bass) | Jeff Ballard (drums)

Die beiden US-Amerikaner Jeff Ballard und Larry Grenadier waren als Mitglieder des Brad Mehldau Trios schon mehrmals bei offbeat zu Gast. Sie stehen seit Jahren mit den weltbesten Jazzmusikern auf der Bühne und zählen gleichzeitig zu den Aushängeschildern, die den Jazzcampus und Basel für Studierende attraktiv machen und Basels Ruf in die Welt tragen. 
Nun hat offbeat erstmals einen Kompositionsauftrag an den Drummer vergeben, und Jeff Ballard hat sich für ein «New York-Basel-Projekt», ein neues Sextett entschieden, das er zusammen mit dem Bassisten Larry Grenadier und vier Musikern präsentiert, die mit zu den talentiertesten aus dem Jazzcampus-Umfeld gehören: Der englische Altsaxophonist Josh Schofield und der auch Posaune spielende Flötist Fernando Brox aus Spanien kamen zuerst für die Focusyear Band an den Jazzcampus, der spanische Trompeter Alvaro Ocón und der französische Pianist Noé Sécula direkt zum Studium. Alle vier Musiker waren schon in unterschiedlichsten Konstellationen in der stetig wachsenden Jazzszene Basels zu hören.
Larry Grenadier arbeitet aktuell häufig mit Charles Lloyds Sky Quartet mit Jason Moran und Eric Harland oder im gleichnamigen Trio etwa mit Jakob Bro oder, wie auf dem letztjährigen Quartett-Album, Brian Blade an den Drums. Von Paul Motian, Gary Burton, Joe Henderson und John Scofield bis Pat Metheny und Jack DeJohnette: Die Ikonen-Liste der Kooperationen Grenadiers ergäbe ein wahres Who's Who des Jazz. Wie aussergewöhnlich sein Ausdruck auf dem Bass ist, hat er mit seinem ersten Solo-Album «The Gleaners» (ECM, 2019) bewiesen.
Ein ähnliches Palmarès ergäben Jeff Ballards Zusammenarbeiten, die Namen wie Lou Donaldson, Hank Mobley, Bobby Hutcherson, Eddie «Who» Harris, Chick Corea, Joshua Redman oder Avishai Cohen einschliessen. Er studierte zwar Musiktheorie, doch seine eigentliche Akademie, wie er JAZZ'N'MORE selbst erklärte, seien drei Jahre mit Ray Charles gewesen: «Sechs, sieben Abende pro Woche spielst du und darfst dich von drei-, viertausend klatschenden, johlenden Leuten nicht ablenken lassen. Abend für Abend dasselbe Repertoire, das immer wie einmalig klingen muss.» Die New Yorker Szene war ebenso prägend wie Ballards Erfahrungen mit Musikern aus Brasilien, Kuba, Argentinien oder Afrika. Perkussionsteile, die er nicht suche, sondern finde, können aus Kenia oder der Türkei, aus Indien oder Vietnam kommen, denn «Mein Zugang zum Schlagzeug ist melodischer Art, also über Drum-Melodien und nicht über Pattern». 
Steff Rohrbach, Februar 2025

Andreas Nidecker