MUSEUM TINGUELY BASEL
Jazz at the Museum

Im Kalender speichern

JULIA HÜLSMANN QUARTET – CD Release SHOW /ECM Night

JEFF BALLARD NEW PROJECT – «BASEL-NEW YORK» mit Kompositionsauftrag

Das Julia Hülsmann Quartet und sein ungewöhnliches Album «The Next Door»

Niemand kommt hier mit leeren Händen an, auch wenn Julia Hülsmanns Eröffnungsstück «Empty Hands» heißt. Es ist eine Komposition, die nicht mit der Tür ins Haus fällt, die keine komplizierte Materialsammlung in den Ring wirft, sondern einladend etwas wie eine weiße Leinwand anbringt: Bitte, liebe Mitmusiker, gesellt euch dazu! Das tun sie dann auch. Und während sich drei sukzessiv und scheinbar zwanglos einflechten, registriert man, dass die Eröffnungsakkorde keineswegs ganz leer waren, sondern einen Vorschlag mit komplexen Folgen unterbreitet haben.So bekommt Julia Hülsmanns Musik etwas Doppelbödiges: Ihr Klavierspiel ist geprägt von Schönklang, Intensität und effektvoller Einfachheit, aber das ist Ergebnis einer klugen und sorgfältigen Reduktionsarbeit. Dahinter verbergen sich reichhaltige, aus verschiedenen Kontexten und mit unterschiedlichen Temperaturen bezogene Ideen, Wendungen, Komponenten. Die Schönheit dieser Klaviermusik nährt sich zu beträchtlichen Anteilen aus Dingen, die nicht gespielt werden, sondern als Möglichkeiten mitschwingen, mitklingen.Aber es ist ja nicht nur Klaviermusik, es ist ein Quartett, bei dem die Bandleaderin und Pianistin nicht darauf besteht, das erste und letzte Wort zu haben. Jedes Quartettmitglied ist mit eigenen Kompositionen vertreten und trägt zum lyrischen Gesamtkonzept bei. Niemand ragt heraus, dennoch ist die Musik alles andere als ein vorsichtig-rücksichtsvolles Miteinander.
(Frankfurter Rundschau)

Als Julia Hülsmann vor über 15 Jahren mit Bassist Marc Muellbauer und Schlagzeuger Rainer Winch ihr erstes Album aufnahm, hieß es in der Berliner Morgenpost noch: «Hier spielt keine pianistische Elfe, sondern eine Powerfrau.» Seitdem hat die Pianistin fünf weitere Alben unter eigenem Namen aufgenommen und längst einen ganz anderen Ruf erworben: Bei der Besprechung ihres ersten ECM-Albums «The End Of A Summer» meinte Peter Ruedi 2008 in der Zeit, dass sie «als Pianistin und Komponistin eine Lyrikerin» sei. Und die Süddeutsche Zeitung ernannte sie damals zum «Feingeist unter den deutschen Jazzpianisten». Dass Julia Hülsmann so oft als «Lyrikerin des deutschen Jazz» bezeichnet wird, hat sicher auch mit den Alben zu tun, die sie nach ihrem Debüt aus dem Jahr 2000 veröffentlichte. Mit der norwegischen Sängerin Rebekka Bakken vertonte sie 2003 für «Scattering Poems» Gedichte von E.E. Cummings, mit der Italienerin Anna Lauvergnac ein Jahr später für «Come Closer» Stücke des Songwriters Randy Newman und mit Deutschlands populärstem Jazzsänger Roger Cicero 2006 für «Good Morning, Midnight» Texte von Emily Dickinson.

Julia Hülsmann, 1968 in Bonn geboren, spielt seit ihrem elften Lebensjahr Klavier. Ihre erste Band gründete sie mit sechzehn Jahren. 1991 zog sie nach Berlin. Heute hat sie selbst Lehraufträge an der Universität der Künste in Berlin und der Hochschule für Musik und Theater in Hannover. Obwohl sie vor allem auf die Arbeit mit ihrem eigenen Trio mit Marc Muellbauer und Heinrich Köbberling fokussiert ist, findet Julia Hülsmann auch Zeit für andere Projekte. Seit 1992 hat sie Kontakt zum Bundesjugendjazzorchesters (BuJazzO), für das sie zuletzt 2009 eine selbst geschriebene Suite arrangierte. Mit dem Gitarristen Marc Sinan nahm sie im selben Jahr für ECM das Album «Fasil» auf.  
Dieses Quartett ist zwar nach Julia Hülsmann benannt, aber die Pianistin spricht selber von einer Band, für die alle gleichberechtigt arbeiten und eigene Stücke schreiben. Das gilt auch für «The Next Door», dem aktuellen Album dieses besonderen Vierers mit seinem zugleich delikaten und doch kraftvollen, minimalistischen und doch komplexen Sound. Mit Bassist Marc Muellbauer und Schlagzeuger Heinrich Köbberling arbeitet die in Berlin lebende und preisgekrönte Julia Hülsmann schon seit 20 Jahren zusammen. Das Quartet bringt im Frühling 2025 die neue ECM Scheibe raus. Eine Musik mit Respekt für Traditionen wie Modal Jazz und den Post-Bob der 1960er Jahre, die aber mit ihrer Verdichtung und reduzierten Spielweise voll im Jetzt steht.

  • Alvero Ocón Ocón trumpet (Jazzcampus Basel)
  • Mark Turner saxes  (Professor Jazzcampus , USA)
  • Fernando Brox Merlo flute and trombone (Jazzcampus Basel)
  • Noé Sécula piano  (Jazzcampus Basel)
  • Larry Grenadier bass (Prof. Jazzcampus Basel, USA)
  • Jeff Ballard drums (Prof, Jazzcampus Basel)

Zum ersten Mal hat offbeat einem der renommiertesten Drummer der US Jazzszene einen Kompositionsauftrag und eine Carte Blanche geben können. Im «New York-Basel-Projekt» finden sich 2 der besten Jazzer der USA und 4 der aktuell besten Jazzer, die dank dem jazzcampus in Basel ausgebildet und musikalisch aktiv sind.

Jeff Ballard,  studierte Musiktheorie am örtlichen Cabrillo Community College, besuchte Trainingslager von Jamey Aebersold.  1986 zog er nach San Francisco, wo er mit Trompeter Ray Brown, Smith Dobson und Harvey Wainapel arbeitete. Dann wurde er 1988 Mitglied der Band von Ray Charles, bei dem er 3 Jahre blieb. 1990 ging er nach New York City, wo er mit Musikern wie Buddy Montgomery, Lou Donaldson, Eddie Harris, Herman Foster, Kurt Rosenwinkel, Avishai Cohen, Guillermo Klein oder Ben Allison auftrat. Seit 1999 kam es zur Zusammenarbeit mit Chick Corea in verschiedenen Projekten. Auch tourte er mit Gary Burton und mit Pat Metheny. Weiterhin gehört er zum Trio von Brad Mehldau, dem SFJazz Collective, der Elastic Band von Joshua Redman und bildet mit Mark Turner und Larry Grenadier das Trio Fly.  

Seit Brad Mehldau 1995 sein Trio gründete, ist Larry Grenadier Teil davon, zuerst zehn Jahre mit Jorge Rossy, seither mit Jeff Ballard als Drummer. In einer musikalischen Familie in San Francisco aufgewachsen, erlebte er als 12-Jähriger 1978 Ray Brown hautnah – und wechselte vom E- zum Kontrabass. Bereits in seiner College-Zeit spielte er mit Johnny Griffin, Bobby Hutcherson, Art Farmer, Johnny Coles, Frank Morgan und Toots Thielemans. Mit achtzehn stand er mit Joe Henderson, Stan Getz und bald auch mit Charles Lloyd und Paul Motian auf der Bühne.1989 ging er zu Gary Burton und kam mit ihm und Wolfgang Muthspiel 1990 erstmals nach Europa. Seither hat Larry viele Alben aufgenommen, häufig mit Gitarristen: Pat Metheny, Kurt Rosenwinkel, Peter Bernstein, John Scofield, zuletzt mit Biréli Lagrène. Vier Platten spielte er mit Wolfgang Muthspiel ein, je zwei Quintette und Trios.

Das Sextett ist im Jazzcampus Basel unter der Leitung von Jeff Ballard entstanden und spielt als Premiere in Basel -  Weitere Konzerte in der Schweiz folgen.